Nigeria: Tödlicher Anschlag vor Kirche an Weihnachten

nigeria.gifDie radikal-islamistische Sekte Boko Haram hat am Weihnachtsabend vor einer Kirche in Nigeria einen Sprengsatz gezündet und dabei mindestens 27 Menschen getötet. Die Detonation ereignete sich vor einer Kirche in Madala, unweit der Hauptstadt Abuja, direkt im Anschluss an die Weihnachtsmesse, als die Menschen aus der Kirche strömten. Staatschefs weltweit zeigten sich geschockt über den „feigen“ Anschlag. Auch in anderen Landesteilen Nigerias kam es zu Explosionen.

Am ersten Weihnachtsfeiertag ist in der nigerianischen Stadt Madala, einer Satellitenstadt etwa 40 Kilometer vom Zentrum der Hauptstadt Abuja entfernt, eine Bombe direkt vor einer katholischen Kirche explodiert. Bei dem Anschlag, der von der radikal-islamistischen Sekte Boko Haram verübt wurde, sind offiziellen Angaben zufolge mindestens 27 Menschen getötet und über 50 verletzt worden.

Die schwere Explosion, die die Front der Kirche und zahlreiche umliegende Wohnhäuser stark beschädigte und den Parkplatz völlig verwüstete, ereignete sich direkt im Anschluss an die Weihnachtsmesse, bei der die St. Theresa Kirche voll besetzt war. Bereits vergangenes Jahr hatte die Sekte an Weihnachten Anschläge verübt, bei denen 32 Menschen getötet worden waren.

Der Anschlag auf die Kirche in Madala war der schwerste in einer Reihe weiterer tödlicher Anschläge an Weihnachten. In der zentral gelegenen Stadt Jos kam es nahe einer Kirche zu einem weiteren Anschlag und im Anschluss zu Feuergefechten mit Sicherheitskräften, bei denen ein Polizist getötet wurde. Vier weitere Sprengsätze konnten entschärft werden. Bewohner der nordöstlichen Stadt Damaturu berichten zudem von zwei Explosionen. Ziel der Anschläge war hier wohl ein Gebäude der Staatssicherheit.

Die Staatschefs vieler Länder verurteilten die Attentate während den Feiertagen scharf und sprachen von einem Akt „sinnloser Gewalt“ und von „feigen“ sowie „hinterhältigen“ Handlungen. Nigerias Präsident Goodluck Jonathan sprach allen Betroffenen sein Beileid aus und versprach, die Schuldigen zur Strecke zu bringen. Er rief alle Nigerianer dazu auf, sich gemeinsam der terroristischen Gefahr entgegenzustellen.

Die 160 Millionen Einwohner Nigerias sind zu etwa gleichen Teilen in einen muslimischen Norden und einen christlichen Süden geteilt. Viele Menschen fürchten nun, dass die Anschläge der Boko Haram Sekte religiöser Gewalt Vorschub leisten könnte. Ziel der radikal-islamistischen Sekte, die nur einen ganz kleinen Bruchteil der nigerianischen Muslime vertritt, könnte es sein, einen religiös motivierten Bürgerkrieg in Nigeria zu entfachen.

Die ganzjährig anhaltenden Anschläge, Attentate und anderen Gewalttaten der Sekte finden mittlerweile nicht nur noch im Nordosten Nigerias, sondern auch in zentraleren Landesteilen statt. Ein Anschlag auf das UN-Hauptquartier im August tötete mindestens 23 Menschen. Die Angriffe, die sich zu einem Großteil gegen Sicherheitskräfte, das Militär und politische Einrichtungen richten, haben gezeigt, dass es Boko Haram auch – und vielleicht primär – um politische Einflussnahme und Macht geht.

Perfide Anschläge, wie der jetzige an Weihnachten, schüren jedoch stark die religiösen Spannungen. Auch der Name der Sekte bedeutet übersetzt etwa „weltliche Erziehung ist Sünde“ und nach eigenen Aussagen will Boko Haram in ganz Nigeria die Scharia zur gesetzlichen Grundlage machen. Nigerias Politik, Gesellschaft und kirchlichen Organisationen – christliche und muslimische gleichermaßen – müssen nun alles daran setzen, sich nicht von einer radikalen Minderheit aufwiegeln zu lassen, der es nur um die eigene Einflussnahme geht.