Prozess gegen Menschenrechtsaktivisten in Mauretanien

mauretania.gifEs ist gerade einmal 30 Jahre her, dass die Sklaverei in Mauretanien offiziell verboten wurde. Auch heute leben noch hunderttausende Menschen in dem westafrikanischen Land als Sklaven oder in sklavenähnlichen Verhältnissen. Derzeit stehen in der Hauptstadt Mauretaniens sechs Menschenrechtsaktivisten vor Gericht, die gegen diese menschenverachtenden Zustände demonstrierten.

In Mauretaniens Hauptstadt Nouakchott wurden sechs Menschenrechtler vor Gericht gestellt, weil sie gegen die Sklaverei demonstrierten. Unter den Angeklagten ist auch Biram Dah Abeid, der Leiter der mauretanischen Anti-Sklaverei-Vereinigung „Initiative pour la Résurgence du Mouvement Abolitionniste“ (IRA). Der Bürgerrechtler geriet in den vergangenen Jahren immer wieder in die Schusslinie der mauretanischen Regierung, da er auch im Ausland auf die Sklaverei in seinem Land aufmerksam machte.

Biram Dah Abeid wurde bereits Mitte Dezember letzten Jahres mit 14 weiteren Mitgliedern der mauretanischen IRA in Haft genommen, nachdem sie eine spontane Demonstration für die gerechte Behandlung zweier Mädchen abhielten, die von einer Bankangestellten als Sklavinnen gehalten wurden. Wie die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) berichtete, waren Mitglieder der mauretanischen IRA bei einer Anhörung zugegen, in der die beiden neun und dreizehn Jahre alten Mädchen ihre Anschuldigungen gegen die Frau hervorbrachten. Nach einem ersten Geständnis der Bankangestellten nahm sie dieses jedoch wieder zurück und das Verfahren gegen sie wurde eingestellt.

Im Anschluss an diese Anhörungen versammelten sich mehrere Menschenrechtsaktivisten zu einer spontanen Demonstration gegen den Freispruch der Bankangestellten. Die Polizei versuchte daraufhin, den Protest mit Tränengas zu beenden. Mehrere Menschen wurden dabei verletzt, darunter auch der Chef der zuständigen Polizeieinheit. Den sechs Menschenrechtlern, die nun in der Hauptstadt vor Gericht stehen, werden offiziell die Verletzungen des Polizisten zur Last gelegt.

Nach Angaben der Gesellschaft für bedrohte Völker handelt es sich bei dem Prozess um eine reine Farce. Der wahre Grund für die Anklage bestehe darin, den Anti-Sklaverei-Aktivisten Biram Dah Abeid und seine Mitstreiter aus dem öffentlichen Leben zu verbannen und ihren Kampf gegen die Sklaverei in Mauretanien so zu stoppen. Besonders Biram Dah Abeid wird seit 2009 durch die mauretanischen Behörden immer wieder diskreditiert. Er hatte bei einer Konferenz in Frankreich über das Fortbestehen der Sklaverei in Mauretanien berichtet.

Schätzungen zufolge leben in Mauretanien auch über 30 Jahre nach der offiziellen Abschaffung der Sklaverei noch weit mehr als eine halbe Million Menschen in sklavenähnlichen Verhältnissen. Häufig handelt es sich dabei um Angehörige der ethnischen Gruppe der Haratin, die gänzlich ohne oder mit einem extrem geringen Lohn in Haushalten der höheren Schichten arbeiten müssen.