Libyen: Söhne Gaddafis sorgen für Verwirrung

libyen1.gifZwei Söhne des libyschen Diktators Muammar al-Gaddafi haben sich telefonisch mit konträren Meinungen zu Wort gemeldet. Einer erklärte die Bereitschaft des Regimes, mit den Rebellen zu verhandeln, während der Andere zum dauerhaften Kampf gegen die „Ratten und Verräter“ aufrief. Die Rebellen haben den Gaddafi-Anhängern in dessen Heimatstadt Sirte bis Samstag Zeit gegeben, ihre Waffen niederzulegen.

Während in Libyens Hauptstadt Tripolis die Menschen versuchen zu einem normalen Alltag zurückzufinden, kommt es in anderen Teilen des Landes noch immer zu kämpfen. In der Wüste gibt es noch einige Gebiete, in denen Gaddafi-treue Truppen erbitterten Widerstand leisten. Die NATO soll auf die Wüstenregion Bani Walid zahlreiche Luftangriffe geflogen haben.

Der entscheidende Kampf wird aber um Sirte, die Heimatstadt des langjährigen Diktators Muammar al-Gaddafi geführt. Die Rebellen haben den loyalen Gaddafi-Anhängern, die sich in der 100.000 Einwohner zählenden Küstenstadt verschanzt haben, ein Ultimatum bis Samstag gesetzt. Die Stadt ist von den Rebellen umstellt und alle Kämpfer sind dazu aufgerufen, ihre Waffen bis zum Wochenende niederzulegen, um ein weiteres Blutvergießen zu vermeiden.

Gestern meldete sich nun ein Mann, der sich als Gaddafis Sohn al-Saadi zu erkennen gab, telefonisch beim Fernsehsender al-Arabiya und teilte mit, dass er bereit sei, mit den Rebellen zu verhandeln. Al-Saadi erklärte, dass er für seinen Vater und dessen militärische Befehlshaber spreche und dass die Rebellen die Führung über Libyen übernehmen könnten. „Das macht uns nichts aus, wir sind schließlich alle Libyer“, erklärte al-Saadi weiter.

Die Aussage der Botschaft wurde allerdings umgehend von einem anderen Sohn des libyschen Machthabers konterkariert, der sich ebenfalls telefonisch an einen arabischen TV-Sender wendete. Saif al-Islam, der genauso wie sein Vater mit internationalem Haftbefehl gesucht wird, rief eigenen Angaben zufolge aus einem Vorort von Tripolis an und erklärte, dass es seinem Vater gut ginge.

Er betonte, dass sein Bruder al-Saadi gezwungenermaßen und aus Sorge um die Familie gemacht habe. Umgehend rief al-Islam die Anhänger seines Vaters dazu auf, die Rebellen, die er als Verräter und Ratten bezeichnete, Tag und Nacht zu bekämpfen. Abdel-Hafiz Ghoga, der Sprecher des Übergangsrates der Rebellen fasste treffend die Bedeutung der zwei konträren Stellungnahmen zusammen: „Das Regime stirbt. Gaddafis Familie versucht einen Ausweg zu finden.“