Libyen: Wichtige Erfolge für die Rebellen

libyen1.gif Am Dienstag schlug eine Scud-Rakete in ein Wüstengebiet nahe der Stadt Brega in Libyens Osten ein, abgefeuert von Kämpfern des Diktators Gaddafi. Auch wenn das Geschoss sein Ziel um mehrere Kilometer verfehlte, ist nun bekannt, dass Gaddafi im Besitz von Raketen ist. Die NATO wertet diesen Raketenangriff als Zeichen der Verzweiflung in den Reihen Gaddafis. Die Rebellen konnten in den vergangenen Tagen wichtige militärische Erfolge verzeichnen.

Am Dienstag feuerten die Truppen des libyschen Diktators Muammar al-Gaddafi erstmals seit Beginn der Kämpfe in Libyen vor rund einem halben Jahr eine Scud-Rakete ab. Ziel sollte offenbar die derzeit größten Teils von Rebellen kontrollierte und strategisch wichtige Stadt Brega im Osten des Landes sein. Gelandet ist die Rakete allerdings mehrere Kilometer von der Stadtgrenze entfernt in einem Wüstengebiet. Schaden richtete sie damit keinen an. Die NATO verurteilte den Angriff scharf, wertet ihn aber als Verzweiflungstat der Gaddafi-Getreuen, die in den vergangenen Tagen an zahlreichen Orten von den Rebellen zurückgedrängt wurden.

Die Anzeichen, dass Gaddafi und seine Truppen kurz vor dem Ende stehen, häufen sich. Die Rebellen konnten in den vergangenen Tagen große und strategisch wichtige Gebiete für sich einnehmen. Aus zahlreichen nördlichen und nordöstlichen Gebieten Libyens haben sich die Truppen Gaddafis Meldungen der NATO zufolge überhastet zurückgezogen. Teilweise wurden sogar die Waffen von den Kämpfern zurückgelassen. Ein Rückzug also, der keine Strategie vermuten lässt. In den seit Monaten umkämpften Städten Brega und Misrata haben die Rebellen inzwischen weitgehend die Kontrolle übernommen. Und auch die Hauptstadt Tripolis ist laut Angaben der NATO inzwischen vollständig von den Rebellen eingekesselt worden.

Die Truppen Gaddafis verlieren immer mehr an Boden. Wie angeschlagen sie tatsächlich sind, lässt sich allerdings nicht zweifelsfrei sagen. Die Anzeichen der vergangenen Tage lassen jedoch zumindest auf ein baldiges Ende des Libyenkrieges hoffen. Der NATO zufolge wurden seit Beginn der militärischen Offensive in Libyen viele der Waffendepots des Gaddafi-Regimes bei gezielten Lufteinsätzen zerstört. Dass Gaddafi derzeit noch über Raketen verfügt, hat der selbsternannte Revolutionsführer am Dienstag bewiesen. Woher die Rakete stammt und wie viele Gaddafi davon noch gelagert hat, ist unklar. Offiziell ließ Gaddafi sämtliche Scud-Raketen, die er in den 1980er Jahren in der Sowjetunion erstanden hatte, im Jahr 2003 verschrotten. Das zumindest wurde pro forma vertraglich mit den USA und Großbritannien vereinbart.