Kein Ende des Libyen-Krieges in Sicht

libyen1.gif Die Bombenangriffe auf Libyens Hauptstadt Tripolis wurden auch am Samstag fortgesetzt. Dass die Alliierten den Druck auf Gaddafi erhöhen wollen, zeigt zum einen die bisher seltene Offensive bei Tag, aber auch die Nähe der Bombeneinschläge zu Gaddafis Kommandozentrale in Bab el Asisija.

Die NATO hat am Samstag auch tagsüber Angriffe auf Libyens Hauptstadt Tripolis geflogen. Bisher waren die Luftangriffe hauptsächlich in den Nächten durchgeführt worden. Erneut war die Kommandozentrale Gaddafis in Bab el Asisija eines der Hauptziele der Bombardements. Offenbar sind mehrere Gebäude in unmittelbarer Nähe der Zentrale getroffen worden. Medien berichten von mindestens drei Bombeneinschlägen in dem Gebiet in der Nacht zum Samstag.

Nach Angaben der Nachrichtenagentur BBC ist auch ein Wachturm Ziel der Angriffe gewesen, der sich direkt an der Grenze zu Gaddafis Kommandozentrale befindet. In Bab el Asisija liegt nicht nur ein militärisch wichtiger und strategischer Punkt des Gaddafi-Regimes, der selbsternannte Revolutionsführer hat dort auch einen Großteil seines privaten Lebens verbracht. Auf dem Gelände befinden sich neben der Residenz Gaddafis, in der er mit seiner Familie lebte, auch Baracken für die Soldaten und das Hauptquartier seiner Militärs. Außerdem ist in Bab el Asisija ein zentraler Ort der Kommunikation der libyschen Geheimdienste.

Der Sprecher des libyschen Verteidigungsausschusses, Major General John Lorimer, sieht den Angriff der NATO auf diesen zentralen Ort von Gaddafis Regiment als wichtiges Zeichen, auch für die Bevölkerung Libyens. Denn zum ersten Mal nach über 40 Jahren der despotischen Herrschaft Gaddafis kann dieser sich nicht mehr verstecken hinter den dicken Mauern seiner Kommandozentrale in Bab el Asisija. Nicht vor den westlichen Alliierten, die auch auf dem derzeit in Frankreich stattfindenden G-8-Gipfel keinen Zweifel mehr daran lassen, dass es nur noch eine Lösung für den blutigen Konflikt in Libyen geben kann: Gaddafis Abtritt. Aber auch nicht vor der libyschen Bevölkerung, die über Jahrzehnte des Terrors unter der Herrschaft Gaddafis leiden musste, so Major General John Lorimer.

Auch wenn ein Sprecher der NATO im Anschluss an die Bombardements betonte, dass es sich nicht um einen Angriff auf die Person Gaddafis gehandelt habe, ist sich Major General John Lorimer sicher, dass auch bei dem Despoten die Message der Angriffe auf seine Residenz angekommen ist. Wo sich Gaddafi derzeit aufhält ist allerdings nicht bekannt.