Tunesien verärgert über Grenzverletzung libyscher Soldaten

libyen1.gifBei Kämpfen um den von Rebellen besetzten Grenzübergang, der Dehiba in Tunesien mit Wazin in Libyen verbindet, sind Einheiten des libyschen Machthabers Muammar Gaddafi in tunesisches Territorium eingedrungen. Diese Grenzverletzung hat in Tunesien zu schwerer Empörung geführt, auch wenn sie zeitlich und räumlich stark begrenzt war.

Der seit zwei Monaten andauernde Bürgerkrieg in Libyen hat sich gestern kurzzeitig über die Grenze bis nach Tunesien ausgedehnt. Regierungstreue Einheiten des seit über vierzig Jahren regierenden Machthabers Muammar Gaddafi drangen in tunesisches Territorium ein, als sie versuchten, den von Rebellen kontrollierten Grenzübergang Dehiba-Wazin unter ihre Kontrolle zu bringen.

Die Grenzverletzungen waren lokal und zeitlich sehr begrenzt, aber haben in Tunesien dennoch einen Aufschrei der Empörung ausgelöst. In einer Stellungnahme des tunesischen Außenministeriums wird die Schwere des Vorfalls betont und die libysche Seite darüber informiert, dass die Grenzübertritte „extreme Empörung“ hervorgerufen haben. Die tunesische Seite fordert außerdem ein sofortiges Ende der Grenzverletzungen.

Problematisch ist auch, dass beim Versuch die Kontrolle über den Grenzübergang zu erlangen immer wieder Artilleriegeschosse von Gaddafis Truppen jenseits der Grenze einschlagen. Vor einer Woche hatten die Rebellen den westlich gelegenen Grenzübergang, der von Dehiba in Tunesien nach Wazin auf libyscher Seite führt, unter ihre Kontrolle gebracht. Er ist die einzige befestigte Straßenverbindung, welche den Rebellen in den westlichen Gebirgsregionen Libyens zur Sicherung des Nachschubs bleibt. Ohne diese Verbindung zur Außenwelt wären die Rebellen darauf angewiesen, Verpflegung, Medizin, Benzin und andere Versorgungsgüter über kleine Pisten zu beschaffen.

Die Auseinandersetzung zwischen den Einheiten des langjährigen Machthabers Muammar Gaddafi und den Rebellen, die von einer internationalen Koalition unterstützt werden, dauert bereits seit Mitte Februar an. Nach Wochen des abwechselnden Vormarsches und Rückzuges entlang der wichtigen Küstenstraße des Landes, haben sich die Kämpfe nun zu einem schwer durchschaubaren Muster aus kleinen Gefechten und Scharmützeln entwickelt.

Auch in der seit Wochen umkämpften Hafenstadt Misrata dauern die Auseinandersetzungen an. Mit Hilfe der internationalen Luftunterstützung ist es den Rebellen mittlerweile gelungen, die Einheiten Gaddafis aus dem Stadtzentrum zurückzudrängen. Diese haben allerdings die Stadt eingekreist und bombardieren einzelne Stadtteile mit schwerer Artillerie. Auch von der Straße zum Hafen werden immer wieder Gefechte gemeldet.