Libyen: Gaddafis Truppen weiterhin aktiv

libyen1.gifTrotz der seit fünf Nächten anhaltenden Luftangriffe auf militärische Einrichtungen des libyschen Machthabers Gaddafi kämpfen dessen Truppen weiterhin gegen die Rebellen. In Misrata haben sich die Panzer zunächst zurückgezogen, bevor sie im Schutze der Nacht wieder vorgerückt sind. Auch Adschadabija wird weiterhin von Gaddafis Armee kontrolliert.

Bereits die fünfte Nacht in Folge hat das internationale Militärbündnis zur Durchsetzung der Flugverbotszone über Libyen Luftangriffe auf die militärische Infrastruktur und die Einheiten des Machthabers Muammar Gaddafi geflogen. Der Kommandeur der britischen Streitkräfte, Greg Bagwell, erklärte gestern, dass die Kommandostrukturen und Luftabwehrsysteme des seit 41 Jahren regierenden Gaddafi soweit zerstört seien, dass die multinationale Allianz den Luftraum sicher überfliegen und kontrollieren kann.

Dennoch sind die Bodentruppen der libyschen Regierung weiterhin aktiv und attackieren die von Rebellen besetzten Städte. Die strategisch wichtige Stadt Adschadabija, die an der östlichen Küstenstraße Richtung Bengasi gelegen ist, ist immer noch unter der Kontrolle der Armee. Trotz der Luftunterstützung ist es den Rebellen innerhalb der letzten drei Tagen nicht gelungen, die Stadt wieder unter ihre Kontrolle zu bringen, was vornehmlich auf die schlechte Bewaffnung der Aufständischen zurückzuführen ist.

Auch aus der drittgrößten Stadt Libyens, Misrata, einer Rebellenhochburg im Westen des Landes, werden weiter schwere Kämpfe berichtet. Bewohnern zufolge haben sich die Panzer Gaddafis zwar zwischenzeitlich zum Schutz vor den Luftangriffen aus der Stadt zurückgezogen, in der Nacht seien sie jedoch zurückgekehrt und haben zusammen mit Artilleriegeschützen den Beschuss der Stadt wieder aufgenommen.

Ein Arzt aus dem Krankenhaus in Misrata berichtete telefonisch, dass besonders das Viertel rund um das Krankenhaus unter Beschuss genommen worden sei. Eine offizielle Bestätigung dieser Aussage liegt jedoch nicht vor. Problematisch sind auch die regierungstreuen Scharfschützen, die in der Stadt positioniert sind und bisher 16 Menschen getötet haben sollen. Sie bleiben trotz der Luftangriffe in der Stadt und verschanzen sich dort in Häusern.

Auch auf Militärbasen und Kommandozentralen in der libyschen Hauptstadt Tripolis wurden wieder Angriffe geflogen. Zum Schutz seiner Gebäude versucht Gaddafi Zivilisten als menschliche Schutzschilde einzusetzen. Ein Regierungssprecher sprach im staatlichen Fernsehen erneut von etlichen Dutzend ziviler Opfer durch die Angriffe der „westlichen Kreuzritter“. Journalisten vor Ort wurden bisher aber keine Beweise für eine solche Behauptung gezeigt.

Während die Kämpfe in Libyen fortgesetzt werden, berät die NATO weiterhin über ihre Rolle in dem Konflikt. Die USA drängen darauf, das Oberkommando an die NATO abzugeben, was bisher jedoch vornehmlich an den Bedenken der Türkei gescheitert ist. Frankreich plant eine sogenannte Steuerungsgruppe zu gründen, in der alle gewillten Nationen teilhaben sollen und in der auch Mitglieder der Arabischen Liga ein Mitspracherecht erhalten sollen.