Die us-amerikanischen Behörden haben auf Anfrage des Boston Globe bestätigt, dass der liberianische Kriegsverbrecher Charles Taylor seit den 1980er Jahren für den CIA und den militärischen Nachrichtendienst DIA als Informant gearbeitet hat. Über die Dauer und das Ziel der Zusammenarbeit wurde nichts bekannt gegeben. Charles Taylor steht mittlerweile wegen zahlreicher Verbrechen vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag.
In Reaktion auf eine Anfrage der Zeitung Boston Globe im Rahmen der Informationsfreiheits-Verordnung hat die US-Regierung bekannt gegeben, dass der frühere Präsident Liberias, Charles Taylor, für den amerikanischen Nachrichten- und Geheimdienst als Informant gearbeitet hat. Seit etlichen Jahren gibt es Vermutungen über eine solche Verbindung, die Antwort der Behörden auf die vor sechs Jahren eingereichte Anfrage ist allerdings die erste offizielle Bestätigung.
Charles Taylor gilt als einer der berüchtigsten Warlords und Kriegsverbrecher und hat sich mittlerweile vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag zu verantworten. Ihm werden zahlreiche Fälle des Mordes, der Vergewaltigung und des Missbrauchs von Kindersoldaten vorgeworfen – Taylor selbst bestreitet die Vorwürfe. Der ehemalige Staatspräsident Liberias soll über zehn Jahre lang die RUF Rebellen im benachbarten Sierra Leone bewaffnet und kontrolliert haben, deren Terror sich vornehmlich gegen die Zivilbevölkerung richtete.
Bereits 2009 hatte Taylor vor dem von der UN unterstützten Sondergerichtshof für Sierra Leone ausgesagt, dass US-Agenten ihm 1985 zur Flucht aus dem Hochsicherheitsgefängnis in Boston verholfen hätten – eine Aussage, die die CIA damals noch als „komplett absurd“ bestreitete. Wie jetzt bestätigt wurde, hat Charles Taylor erstmals in den 1980er Jahren begonnen sowohl für den militärischen Nachrichtendienst (DIA) als auch für den amerikanischen Geheimdienst CIA zu arbeiten.
Aus Gründen der Geheimhaltung wurde nicht bekannt gegeben, für wie lange Charles Taylor als Informant für CIA und DIA tätig war. Auch über die Hintergründe und das Ziel der Zusammenarbeit wurde nichts preisgegeben. Es wird allerdings von einigen ehemaligen Mitarbeitern des Nachrichtendienstes vermutet, dass der amerikanische Geheimdienst sich von Taylor Informationen über den damaligen libyschen Machthaber Muammar al Gaddafi erhofft hat. Gaddafi stand in den 80er Jahren unter Verdacht, terroristische Anschläge wie beispielsweise das Lockerbie-Attentat zu unterstützen.
Darüber hinaus könnte Taylor, der sich sukzessive zu einem grausamen Diktator entwickelte, auch Informationen über andere afrikarelevante Themenbereiche weitergegeben haben – von Informationen über illegalen Waffenhandel bis hin zu Aktivitäten der Sowjetunion, die ebenso wie die USA während des Kalten Krieges auf dem Kontinent Verbündete suchte. Ob Taylor brauchbare Informationen lieferte und weitere Details wird man wohl auch in Zukunft nicht erfahren.