Kenia verhängt Ausgangssperre wegen anhaltender Gewalt

kenia.gifKenia hat eine dauerhafte Ausgangssperre in Teilen der Küstenprovinz verhängt, in denen es seit Ende August zu blutigen Kämpfen zwischen zwei verfeindeten Volksgruppen kommt. Bei dem Konflikt sind bereits 112 Menschen getötet worden, allein gestern waren es 38. Präsident Kibaki möchte die Situation möglichst bald wieder unter Kontrolle bringen und eine Ausweitung der Auseinandersetzung auf andere Landesteile verhindern.

Der kenianische Präsident Mwai Kibaki hat aufgrund der seit Ende August anhaltenden Gewalt in der Küstenprovinz eine dauerhafte Ausgangssperre für die betroffenen Gebiete verhängt. In der Region des Tana-Flussdeltas bekämpfen sich zwei seit Jahrzehnten zwei verfeindete Volksstämme bis aufs Äußerste. Versuche der Regierung, dem Morden ein Ende zu bereiten, sind bisher gescheitert.

Auf der einen Seite des Konfliktes stehen die Pokomo, die vornehmlich sesshaft sind und Landwirtschaft betreiben, auf der anderen Seite die Orma, eine semi-nomadische  Volksgruppe, die mit ihren Viehherden in dem fruchtbaren Gebiet lebt. Immer wieder kommt es zwischen den beiden Ethnien zu kriegerischen Auseinandersetzungen, die sich um die Kontrolle über das Land und den Zugang zu Wasser entfachen.

Die jüngsten Kämpfe, die seit drei Wochen andauern, sind ein Teufelskreis aus wechselseitigen Vergeltungsanschlägen, denen offiziellen Angaben zufolge bereits 112 Menschen zum Opfer gefallen sind. Immer wieder werden ganze Dörfer in Brand gesteckt und Angriffe mit Macheten, Speeren und Schusswaffen verübt. Allein am gestrigen Montag wurden 38 Personen getötet, darunter auch zahlreiche Kinder.

Trotz der gestern Abend verhängten Ausgangssperre berichtet das Rote Kreuz auch heute von Brandanschlägen, die viele Bewohner der Tana-Flussregion zur Flucht gezwungen haben. Das Internationale Rote Kreuz, das nur noch eingeschränkt in dem Gebiet operieren kann, wies auch darauf hin, dass die „humanitäre Situation zunehmend schlimmer werde“.

Der Regierung unter Präsident Mwai Kibaki ist es in den letzten Wochen trotz enormer Anstrengungen nicht gelungen, die gewaltsamen Übergriffe einzudämmen. Zahlreiche Beobachter der Situation fürchten, dass die Ausschreitungen auf andere Landesteile überspringen könnten. Trotz guter Wachstumsraten in den vergangenen Jahren, ist die Ungleichheit in der ostafrikanischen Wirtschaftsmacht noch stark ausgeprägt.

Diese sozialen Disparitäten bergen ein hohes Konfliktpotential, welches im Vorfeld der für März 2013 angesetzten Wahlen, leicht durch die derzeitigen Kämpfe entfacht werden könnte. Im Anschluss an die Wahlen 2007 kam es in Kenia landesweit zu schweren Ausschreitungen, die zahlreiche Todesopfer forderten.