Kenia: Jugendliche bahnen sich einen Weg aus der Armut

kenia.gifDie Jugendarbeitslosigkeit in Kibera, einem der größten Slums Afrikas, liegt Schätzungen zufolge bei fast 80 Prozent. Immer mehr Jugendliche versuchen nun, sich selbst Wirtschaftszweige zu erschließen, anstatt auf Handlungen der Regierung zu hoffen. Von Gemeinschafts-Gewächshäusern über Stuhlverleihservice bis hin zum Aufbau von Bio-Zentren ist alles zu finden.

Mitten in einem Labyrinth aus selbstgezimmerten Hütten, lehmigen Straßen und Pfaden steht ein junger Mann gebückt über eine Reihe frischer Setzlinge. Das provisorisch wirkende, kleine Gewächshaus in dem er sich befindet, gehört der Gemeinschaft. Die Gruppe Jugendlicher, zu der der Mann gehört, baut nicht nur Gemüse an, sondern betreibt auch einen Wasserkiosk, einen Stuhlverleih und ein öffentliches Waschhaus.

Wir befinden uns in Nairobi, genauer gesagt in Kibera, einem der größten Slums des afrikanischen Kontinents. Nach den letzten Wahlen vor drei Jahren, hat sich hier die Wut der Jugendlichen über ihre eigene Perspektivlosigkeit und die Untätigkeit der Politiker gewaltvoll entladen. Tausende Menschen gingen damals auf die Straße, steckten Häuser in Brand und klagten über ihre Ausgrenzung aus dem formellen Wirtschaftskreislauf.

Drei Jahre später hat sich die frustrierte Gewalt in produktive Geschäftigkeit verwandelt. Viele der Menschen in den informellen Siedlungen fühlen sich zwar immer noch ausgegrenzt, haben aber begonnen, ihre eigenen Wirtschaftskreisläufe und -zweige zu etablieren. Das Problem der Jugendarbeitslosigkeit ist in Kibera sehr präsent – Schätzungen zufolge sind an die 80 Prozent der Jugendlichen ohne regelmäßige Arbeit. Der globale Durchschnitt lag 2010 bei 12,7 Prozent.

Anstatt darauf zu warten, dass die Regierung etwas unternimmt, schaffen sich immer mehr Jugendliche ihren eigenen Geschäftsbereich. Zugute kommt ihnen dabei, dass sie die Strukturen in Kibera sehr gut kennen und eine Vorstellung von den Bedürfnissen der Menschen haben. Ein großes Problem sind beispielsweise die „fliegenden Toiletten“, einfache Plastiktüten, die voller Fäkalien an den Straßenrand geworfen werden. Da es kein funktionierendes Abwassersystem und kaum öffentliche Toiletten und Duschen gibt, landet alles auf der Straße.

Der offensichtliche Mangel städtischer Versorgungsfunktionen hat den Umande Trust, der primär Jugendliche und Frauen beschäftigt, dazu bewegt, sogenannte „Bio-Zentren“ aufzubauen. In diesen öffentlichen Toiletten wird das anfallende Gas dazu verwendet, das Wasser für die im Zentrum integrierten öffentlichen Duschen zu erhitzen. Gleichzeitig wird das Biogas auch an die lokale Bevölkerung verkauft, die es zum Kochen verwendet.

Ein weiterer Vorteil der Bio-Zentren ist die Tatsache, dass ihr Betrieb Arbeitsplätze schafft. Darüber hinaus befinden sich im ersten Stock der Gebäude kleine Räumlichkeiten, die entweder als Büro oder Veranstaltungsräume genutzt werden können. Zehn Prozent ihres Lohnes können die Angestellten der Zentren in einen Fonds einzahlen, mit dem weitere Anlagen finanziert werden. Insgesamt gibt es in Kenia bereits über 40 solcher Bio-Zentren, die meisten davon in den informellen Siedlungen rund um Nairobi.