Putschversuch des Militärs in Guinea-Bissau

guineabissau.gifTeile des Militärs haben in Guinea-Bissau einen Putschversuch gestartet. Sie überfielen das Anwesen des Präsidentschaftskandidaten Carlos Gomes Junior, besetzten wichtige Straßen in der Hauptstadt Bissau und nahmen auch Regierungsgebäude in Beschlag. Diplomaten gehen davon aus, dass es das Ziel des Militärs ist, eine Wahl Gomes Juniors zum Präsidenten zu verhindern, da dieser angekündigt hatte, gegen den aufgeblähten Militärapparat vorzugehen.

Soldaten der Armee haben große Teile der Hauptstadt Guinea-Bissaus unter ihre Kontrolle gebracht und Büros der Regierung besetzt. Zuvor hatten sie das Anwesen des ehemaligen Premierministers und derzeitigen Präsidentschaftskandidaten, Carlos Gomes Junior, angegriffen. Obwohl es bisher noch keine Stellungnahme des Militärs zu den Vorgängen in der Hauptstadt Bissau gibt, ist davon auszugehen, dass es sich um einen Putschversuch handelt, mit dem Ziel, die Wahl von Gomes Junior zum neuen Präsidenten zu verhindern.

Der Präsidentschaftskandidat der herrschenden PAIGC-Partei war zum Zeitpunkt des Angriffes nicht in seinem Anwesen und sein derzeitiger Aufenthaltsort ist unbekannt. Bei den kurzfristig angesetzten Wahlen im März konnte Gomes Junior 49 Prozent der Stimmen auf sich vereinen und galt damit als der klare Favorit für die Stichwahl, die am 29. April stattfinden sollte.

Während er bei weiten Teilen der Bevölkerung große Beliebtheit genießt, ist er beim Militär des kleinen westafrikanischen Landes unbeliebt. Gomes Junior hatte im Wahlkampf angekündigt, den aufgeblähten Militärapparat verkleinern zu wollen. Die USA werfen hohen Mitgliedern des Militärs in Guinea-Bissau vor, als Drahtzieher im internationalen Drogenhandel aktiv zu sein. Aufgrund der instabilen politischen Lage hat sich das Land von der Größe Baden-Württembergs in den vergangenen Jahren zu einem Hauptumschlagplatz für Kokain entwickelt, das von Lateinamerika nach Europa geschmuggelt wird. Welche Teile des Militärs sich an dem Putschversuch beteiligen ist noch unklar.

Zu den kurzfristigen Neuwahlen ist es gekommen, da der bisherige Präsident, Malam Bacai Sanha, im Januar nach langer Krankheit in einem Pariser Krankenhaus gestorben ist. Gomes Juniors größter Rivale in der Stichwahl, Kumba Yala, hatte angekündigt, den zweiten Wahlgang zu boykottieren, da er dem Favoriten Wahlbetrug vorwirft. Nur Stunden vor dem Militärputsch hatte Yala, der selbst bereits früher Präsident war und über gute Verbindungen zur Armee verfügt, vor „Konsequenzen“ gewarnt, sollte der Wahlkampf weiter fortgeführt werden.

Guinea-Bissau, das 1974 seine Unabhängigkeit von Portugal erlangt hat, ist einer der fragilsten Staaten Afrikas. Attentate auf Politiker, ein Militär, dass sich regelmäßig in den Politikbetrieb einmischt und internationale Drogenkartelle die die volatile Situation ausnutzen, setzen dem Land stark zu. Seit der Einführung des Mehrparteiensystems 1994 ist es noch keinem Präsidenten gelungen, eine volle Amtszeit abzuleisten.