Gabuns Ölsektor wird „gabunisiert“

gabun.gifDie Regierung Gabuns ist nach knapp sechs Monaten Verhandlung auf die Forderungen der Gewerkschaft ONEP eingegangen, um weitere Streiks im nationalen Erdölsektor abzuwenden. Die Anzahl ausländischer Arbeitnehmer wird stark dezimiert und sämtliche Führungsposten der Erdölfirmen an Gabunesen abgegeben werden. Die Wirtschaft des kleinen zentralafrikanischen Staates ist weitgehend vom Erdölexport abhängig.

Nach monatelangen Verhandlungen der nationalen Gewerkschaft der Angestellten im Erdölsektor (ONEP) mit der Regierung Gabuns, wurde vergangenen Freitag eine Einigung der beiden Parteien erzielt. ONEP hatte im Vorfeld mit unbefristeten Streiks gedroht, sollte auf ihre Forderung nach einer neuen Angestelltenpolitik im Erdölsektor nicht eingegangen werden. Ausgangspunkt war die unverhältnismäßig hohe Anzahl ausländischer Angestellter, die durch die neue Regelung in den kommenden zwei Jahren drastisch gesenkt werden soll.

Die Regierung des kleinen zentralafrikanischen Staates hat den Forderungen der ONEP nachgegeben und will die Anzahl der ausländischen Mitarbeiter im Erdölsektor in Zukunft auf zehn Prozent limitieren. Ein entsprechendes Gesetz soll bis Ende des Jahres implementiert werden. In einem kürzlich veröffentlichten Bericht gehen die Schätzungen davon aus, dass derzeit knapp 2.000 der insgesamt rund 8.500 Angestellten im Erdölsektor Gabuns aus dem Ausland kommen.

Des Weiteren wurde im Rahmen des Abkommens beschlossen, dass sämtliche Führungsposten in den Erdölfirmen in den nächsten sechs Monaten an Staatsangehörige von Gabun übertragen werden sollen. Bisher wurden lediglich 17 Prozent der Ämter in den Führungsriegen von Gabunesen bekleidet.

Bereits Mitte April dieses Jahres rief die ONEP zu einem unbefristeten Streik auf, der allerdings nach drei Tagen ausgesetzt wurde, da die Regierung sich verhandlungsbereit zeigte. Laut eigener Aussage vertritt die Gewerkschaft rund 80 Prozent der Arbeitnehmer im Erdölbereich. Nach weniger als sechs Monaten scheint nun eine Einigung erzielt worden zu sein. Der Sprecher der Gewerkschaft, Arnauld Engandji, bestätigte vergangenen Sonntag, dass es nun keinen Anlass zu weiteren Streiks mehr gebe, da die geforderte „Gabunisierung“ des Erdölsektors durch das neue Abkommen eingeleitet sei.

Gabun ist der viertgrößte Erdölproduzent in Sub-Sahara Afrika. Täglich werden hier zwischen 220.000 und 240.000 Barrel Erdöl gefördert. Die nationale Ökonomie wird in hohem Ausmaß vom Export dieser Ressource getragen. Offiziellen Angaben zufolge gehen bis zu 80 Prozent der jährlichen Exporteinnahmen des Landes auf Erdöl zurück. Die Wirtschaft Gabuns ist folglich stark vom Erdölsektor abhängig. Bei Streiks in den nationalen Erdölfirmen wäre mit fatalen ökonomischen Auswirkungen zu rechnen.