Hollande gedenkt algerischen Opfern von 1961

algeria.gif Vor über fünf Jahrzehnten wurden in Paris mehr als 200 Menschen getötet, als die Polizei eine Demonstration für die algerische Unabhängigkeit brutal niederschlug. Mit Francois Hollande hat nun erstmals ein französischer Präsident dieses Ereignis offiziell anerkannt.

Der französische Präsident Francois Hollande hat das Massaker an algerischen Demonstranten in Paris vor über 50 Jahren öffentlich eingestanden. Er ist der erste Präsident des Landes, der die Ereignisse von damals anerkennt. Hollande sprach den Opfern in einer Stellungnahme seine Ehrerbietung aus.

Am 17. Oktober 1961 protestierten mehrere tausend Menschen in der französischen Hauptstadt für die Unabhängigkeit Algeriens. Der Protest wurde von der Polizei gewaltsam niedergeschlagen. Experten gehen davon aus, dass mindestens 200 Menschen bei der brutalen Auflösung der Demonstration getötet wurden. Viele der Opfer wurden erschossen. Laut Augenzeugen wurden zudem Demonstranten in die Seine geworfen, wo sie jämmerlich ertranken.

Als Begründung für den Einsatz von Waffen nannte der damalige Polizeichef von Paris die Tatsache, dass die Demonstranten eine Ausgangssperre missachtet hätten. Die französische Regierung war seither stets bestrebt, dieses Ereignis unter den Teppich der Geschichte zu kehren. Ein Buch über die Ereignisse des 17. Oktober 1961 in Paris wurde von der Regierung verboten. Zudem wurde die Veröffentlichung von Fotos, die die gewaltsame Auflösung der friedlichen Demonstration dokumentieren, verhindert.

Francois Hollande ist nicht nur der erste französische Präsident, der das Massaker an den algerischen Demonstranten vor über fünf Jahrzehnten öffentlich anerkennt, sondern überhaupt der erste, der darüber spricht. Diese längst überfällige Anerkennung und Würdigung der Opfer von damals wird jedoch von vielen Seiten kritisiert. Die französische Opposition sieht die Ehre der Polizei durch die Stellungnahme des Präsidenten in Frage gestellt.

Schon vor Hollande sind Personen, die über das blutige Massaker an algerischen Demonstranten berichteten, angegriffen worden. So im Jahr 1999 auch der Historiker Jean-Luc Einaudi, der in einem Buch die Ereignisse von damals schildert und viele bisher unbekannte Details ans Licht bringt.

Hollande lässt sich jedoch von den kritischen Stimmen nicht beeinflussen, ganz im Gegenteil. Nun soll die Öffnung von Archiven weitere Erkenntnisse über das Massaker vom 17. Oktober 1961 offenlegen, damit endlich geklärt werden kann, was genau sich an diesem Tag Mitten in Paris abspielte.

Wenn auch nicht in seiner Heimat, so wird Hollande doch in Algerien die Anerkennung des Massakers gedankt werden. In Kürze wird der Präsident dort zu einem Staatsbesuch erwartet.