Protestmarsch in Algerien mit Gewalt verhindert

algeria.gifIn Algeriens Hauptstadt Algier hat die Polizei einen Protestmarsch von Gegnern der Regierung mit Gewalt verhindert. Die Demonstration war nicht genehmigt worden und die Sicherheitskräfte waren bereits seit dem Morgen damit beschäftigt, Straßensperren zu errichten, um die Proteste bereits im Keim zu ersticken. Bei Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei wurden mehrere Menschen verletzt.

Mit einem Großaufgebot an Sicherheitskräften gingen Polizisten in Algeriens Hauptstadt Algier am heutigen Samstag gegen Demonstranten vor, die gegen den Präsidenten Abdelasis Bouteflika protestieren wollten. Der Protestmarsch war im Vorfeld von den Behörden nicht genehmigt worden, mit der offiziellen Begründung, die öffentliche Ordnung könne dadurch gefährdet werden. Mehrere tausend Anhänger der Opposition widersetzten sich dem Verbot und versammelten sich auf den Straßen der Hauptstadt, um ihre Demonstration gegen das autoritäre Regime wie geplant abzuhalten.

Die Polizei hatte bereits am Morgen damit begonnen Straßensperren zu errichten und auch der Zugverkehr wurde stark eingeschränkt. Rund 30.000 schwer bewaffnete Sicherheitskräfte waren im Einsatz, um den Protestmarsch zu verhindern. Die Hauptstraßen von Algier waren gesäumt von Polizeifahrzeugen und Einsatztruppen. Viele Menschen wurden so daran gehindert, zum Platz des 1. Mai zu gelangen, an dem der Protestmarsch beginnen sollte.

Einigen Demonstrantengruppen gelang es am Nachmittag dennoch, sich dort zu versammeln. Als sie den Versuch unternahmen, eine Straßensperre zu durchbrechen um ihren Marsch zum Platz der Märtyrer zu beginnen, reagierte die Polizei mit Gewalt und setzten Schlagstöcke gegen die Protestanten ein. Zahlreiche Menschen sollen dabei verletzt worden sein, teilweise schwer. Genaue Zahlen sind bisher nicht bekannt. Etwa 200 Menschen sind nach Angaben der Zeitung „Die Welt“ von den Sicherheitskräften festgenommen worden, darunter auch Mitglieder der Opposition.

Die Regierung Algeriens scheint mit allen Mitteln verhindern zu wollen, dass sich in ihrem Land die Ereignisse von Ägypten oder Tunesien wiederholen. Die Protestbewegung gegen das autoritäre Regiment von Bouteflika soll bereits im Keim erstickt werden. Während in Ägypten noch der Sieg des Volkes über den Despoten Mubarak gefeiert wird, spitzt sich die Lage in Algerien immer weiter zu. Bereits seit Wochen gibt es immer wieder Proteste und Demonstrationen, die sich anfänglich gegen die hohen Arbeitslosenzahlen und die steigenden Lebensmittelpreise richteten, inzwischen aber einen umfassenden Wandel zum Ziel haben, der auch den Rücktritt des Präsidenten beinhaltet. Seit Beginn der Proteste in Algerien sind bereits mehrere Tote und Verletzte zu beklagen.

In Ägypten und Tunesien hat es die Bevölkerung aus eigener Kraft geschafft, ihre despotischen Staatschefs zu vertreiben und den Weg für ein demokratisches System zu ebnen. Ein Mitglied der algerischen Oppositionspartei RCD kündigte heute in einem Interview an, dass die Proteste fortgeführt werden sollen, bis auch die Algerier dieses Ziel erreicht hätten. Auch wenn es das Land vorübergehend ins Chaos stürzen und die Revolution gewalttätiger verlaufen wird als in Ägypten oder Tunesien.