Äthiopien: Versicherungen gegen Dürre

aethiopien.gifEin Großteil der äthiopischen Bevölkerung lebt von der Landwirtschaft. Durch den Klimawandel bedingte, zunehmende Dürreereignisse gefährden daher eine enorme Zahl an Kleinbauern. Ein landesweites Netz automatisierter Wetterstationen soll nun helfen, Dürren frühzeitig zu prognostizieren und die bedrohten Landwirte zeitnah mit finanziellen Mitteln aus Versicherungen zu versorgen, damit diese den maximalen Schaden abwenden können.

In Äthiopien gibt es kaum Industrie und auch der Dienstleistungssektor ist nur schwach vertreten, weshalb über 85 Prozent der Bevölkerung des am Horn von Afrika gelegenen Landes mit der Landwirtschaft ihren Lebensunterhalt verdienen. Die meisten Bauern produzieren auf kleinen Flächen Agrarprodukte für den lokalen Markt. Die Kleinbauern haben dabei fast keine Möglichkeiten, finanzielle Verluste durch Ernteausfälle auszugleichen – Missernten infolge von Dürren werden allerdings aufgrund des Klimawandels in Äthiopien immer häufiger.

Betroffene Landwirte und ihre Familien haben kaum Möglichkeiten einen Kredit zu erhalten und sind deswegen gezwungen nach schlechten Ernten Teile ihres geringen Besitzes zu verkaufen oder – falls vorhanden – ihre Ersparnisse aufzubrauchen, um neues Saatgut für das kommende Jahr zu erwerben. Dieses Vorgehen führt dazu, dass zukunftsträchtige Investitionen nicht erfolgen können und die Kleinbauern in eine abwärtsgerichtete Armutsspirale geraten.

Aus diesem Teufelskreis soll nun ein neues Versicherungssystem helfen, dass auf Daten automatisierter Wetterstationen zurückgreift. Die Versicherungsbranche in Äthiopien steckt noch in den Kinderschuhen und nur einige Tausend Farmer sind bisher versichert, was nicht einmal einem Prozent aller Kleinbauern entspricht und daher auch für die Versicherungen nicht rentabel ist. Momentan ist es gängige Praxis, dass nach einem extremen Klimaereignis, die Schäden direkt vor Ort inspiziert werden und eine anschließend eine adäquate Entschädigungssumme gezahlt wird.

Dieses System ist nicht nur für die Versicherungen zeit- und kostenintensiv, sondern auch für die Kleinbauern nur bedingt von Nutzen, da sie erst Geld bekommen, wenn der Schaden schon eingetreten ist. Die Idee des neuen Systems ist es nun, Wetterdaten großflächig zu sammeln und zentral in einem Dürre-Index einzuspeisen. Mit den Daten lässt sich die Dürrewahrscheinlichkeit prognostizieren und Personen in gefährdeten Regionen könnten frühzeitig Gelder ausbezahlt bekommen, um effektive Gegenmaßnahmen, wie z. B. Bewässerung, durchführen zu können.

Im Laufe des Jahres wurden bereits 20 Wetterstationen (10 in der Somali-, fünf in der östlichen Oromia und fünf in der Afar-Region) installiert, 30 weitere sollen bis Ende 2010 folgen. Die Stationen senden die gesammelten Daten per Mobilfunk in Echtzeit in die Hauptstadt Äthiopiens, Addis Abeba, wo sie ausgewertet werden. Sobald zu einem festgelegten Zeitpunkt nicht die entsprechende Menge Regen gefallen ist, die nötig wäre, um das Wachstum der versicherten Saat zu gewährleisten, bekommt der Landwirt Leistungen gezahlt.

Ob sich das neue System durchsetzen wird, ist noch fraglich. Auf Seiten der Landwirte besteht großes Interesse, viele Versicherungsfirmen sind jedoch noch kritisch, da sie Farmer als Risikogruppe einschätzen, deren Versicherung teuer ist. Klar ist, dass das System nur funktionieren kann, wenn eine große Menge Menschen in verschiedenen Landesteilen versichert sind, da sich dann regionale Dürreereignisse gegenfinanzieren lassen. Oxfam und das Welternährungsprogramm unterstützen die Idee in der konkreten Umsetzung und zeigen sich optimistisch, dass langfristig die Lebensgrundlage vieler Kleinbauern gesichert werden kann.