Ägypten: Proteste gegen Mubarak-Urteil

aegypten.gif In Ägypten wird bereits seit dem Wochenende wieder verstärkt demonstriert. Die Proteste richten sich zum einen gegen die Urteile, die gegen Ex-Diktator Hosni Mubarak und einige seiner Anhänger verhängt worden waren. Sechs ranghohe Mitarbeiter des Sicherheitsapparates waren straffrei ausgegangen, während Mubarak zu lebenslanger Haft verurteilt worden war. Und auch die anstehende zweite Rund der Präsidentschaftswahl sorgt für Proteste.

Ägypten kommt auch knapp eineinhalb Jahre nach dem Sturz des Diktators Hosni Mubarak nicht zur Ruhe. Seit vier Tagen protestieren erneut zehntausende Menschen auf dem Tahrir-Platz in der Hauptstadt Kairo sowie in anderen Städten des Landes. Neben dem Unmut über die Zulassung eines ehemaligen Ministers im Regime des Diktators zur Stichwahl um das Amt des Präsidenten treibt auch das Urteil gegen Mubarak, das am Wochenende verkündet wurde, die Menschen auf die Straßen. Der 84-jährige wurde zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt, nachdem er schuldig gesprochen wurde, den Tod von über 800 Demonstranten während der Revolution zu Beginn des vergangenen Jahres nicht verhindert zu haben. Einige der Demonstranten bewerteten dieses Urteil als zu milde und forderten einen weiteren Prozess gegen Mubarak vor einem „Revolutionsgericht“ oder gar die Todesstrafe.

Für großen Ärger innerhalb der Bevölkerung sorgten aber auch die Urteile gegen weitere hochrangige Vertreter des Mubarak-Regimes. Sechs Mitglieder des Sicherheitsapparates wurden freigesprochen und auch die beiden Söhne Mubaraks, Alaa und Gamal, wurden in dem nun beendeten Verfahren nicht verurteilt. Sie bleiben jedoch weiterhin in Haft, da noch weitere Prozesse wegen anderer Vergehen gegen sie anstehen.

Der Gesundheitszustand Mubaraks soll sich unterdessen erneut verschlechtert haben. Medienberichten zufolge habe der Ex-Diktator einen Nervenzusammenbruch erlitten und musste künstlich beatmet werden. Das wurde aus dem Gefängnis in der Stadt Tora berichtet, in dem Mubarak einsitzt. Derzeit wird geprüft, ob der 84-jährige aufgrund seines schlechten Zustandes in ein anderes Krankenhaus verlegt werden muss.

Neben der Unzufriedenheit mit den Urteilen für Mubarak und einige seiner engsten Gefolgsleute gibt auch die bevorstehende Stichwahl in Ägypten Grund für Unruhen. Besonders die Kandidatur von Ahmed Schafik, der als ehemaliger Minister im Mubarak-Regime für viele weiterhin als Vertreter der alten Riege gilt, veranlasst tausende Menschen dazu, wieder auf die Straßen zu gehen und zu demonstrieren. Auf der anderen Seite demonstrieren aber auch viele Anhänger des Kandidaten der Muslimbrüder, Mohammed Mursi, für dessen Sieg. Besonders in Kairo waren viele Mursi-Wähler auf den Straßen. Am Rande der Demonstrationen soll es zu kleineren Ausschreitungen zwischen Personen gekommen sein, die für die Wahl Mursis demonstrierten und anderen, die die Stichwahl am 16. und 17. Juni boykottieren wollen.