Ägypten: 74 Todesopfer bei Ausschreitungen in Fußballstadion

aegypten.gifIn der ägyptischen Stadt Port Said sind bei Ausschreitungen nach einem Fußballspiel gestern Abend 74 Menschen getötet und um die 1.000 verletzt worden. Augenzeugen berichten, dass die 3.000 Polizisten im Stadion der Gewalt tatenlos zusahen. Im gesamten Land werden nun Spekulationen laut, dass es sich um eine politisch motivierte Aktion gehandelt haben könnte, hinter der Anhänger des alten Regimes oder sogar Mitglieder des Militärrates stecken könnten.

Nach einem Fußballspiel in der ägyptischen Stadt Port Said ist es gestern Abend im Stadion zu schweren Ausschreitungen gekommen, bei denen 74 Menschen getötet und über 1.000 verletzt worden sind. Menschen und Behörden sind geschockt und versuchen die Hintergründe der Tat zu verstehen. Viele gehen von einer politisch motivierten Tat aus und erheben schwere Vorwürfe gegen die Sicherheitskräfte.

Direkt nach dem Abpfiff des Spieles zwischen dem heimischen Teams al-Masri und dem Kairoer Club al-Ahli stürmten sehr viele Menschen auf das Spielfeld und begannen Spieler und Anhänger des al-Ahli Fußballvereins anzugreifen. Augenzeugen berichten, dass die 3.000 Polizeikräfte vor Ort nahezu tatenlos blieben. Auch Manuel José, der portugiesische Trainer der Mannschaft aus Kairo kritisiert das Verhalten der Polizei scharf. Er selbst und viele Andere hätten mit ansehen müssen, wie vor ihren Augen Menschen gestorben sind, während die Polizei nichts unternahm, um die Angriffe zu stoppen.

Anhänger al-Ahlys und zahlreiche Demonstranten in der Hauptstadt Kairo vermuten, dass es sich bei der Tragädie in Port Said nicht um die Eskalation zwischen zwei verfeindeten Fußballclubs gehandelt hat, sondern um eine gezielte und politisch gesteuerte Aktion. Es wird vermutet, dass es sich bei den Angreifern um bezahlte Schläger gehandelt habe.

Dazu muss man wissen, dass viele der radikalen al-Ahly-Anhänger sich während der Revolution politisiert haben und bei zahlreichen Demonstrationen in erster Reihe gegen die Sicherheitskräfte des alten Regimes gekämpft haben. Die Muslimbruderschaft, die stärkste Kraft im Parlament, vermutet, dass es sich bei den Tätern um Anhänger des ehemaligen Mubarak-Regimes handelt, die versuchen das Land zu destabilisieren.

Andere Stimmen sprechen davon, dass der Militärrat, der bis zur Wahl eines neuen Präsidenten die Kontrolle in Ägypten hat, die Ausschreitungen initiiert oder gefördert haben könnte, um weiter mit Härte gegen Widerstand in der Bevölkerung vorgehen zu können. Hussein Tantawi, der Chef des ägyptischen Militärrates hat sich bisher nicht zu den Vorwürfen geäußert. In einer Rede gab er seiner Trauer Ausdruck und sprach den Familien der Opfer sein Beileid aus. Darüber hinaus setzte er eine dreitägige Staatstrauer an. Alle Fußballspiele in Ägypten wurden auf unbegrenzte Zeit ausgesetzt.