Ausschreitungen bei Protesten in Ägypten

aegypten.gif Bei Ausschreitungen zwischen Demonstranten und der Polizei sind seit Dienstagabend über 1000 Menschen in Ägypten zum Teil schwer verletzt worden. Mehrere tausend Menschen waren in der Hauptstadt Kairo auf die Straße gegangen, um gegen die schleppenden Ermittlungen gegen die Sicherheitskräfte zu protestieren, die zu Beginn des Jahres mehr als 850 Menschen in Ägypten töteten und zahlreiche weitere schwer verletzten.

In Ägypten kehrt auch über vier Monate nach dem Sturz des Präsidenten Hosni Mubarak keine Ruhe ein. In der Hauptstadt Kairo kam es in den vergangenen Tagen zu schweren Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei. Schauplatz der Krawalle war unter anderem erneut der seit der Revolution in Ägypten weltweit bekannte Tahrir-Squre. Grund für die neuesten Massenproteste sind die langsamen Ermittlungen gegen die Sicherheitskräfte, die zu Beginn des Jahres im Rahmen der Protestbewegung gegen das Regime des gestürzten Präsidenten Mubarak über 850 Menschen töteten und unzählige schwer verletzten.

Konkret richteten sich die Protestanten in dieser Woche immer wieder gegen den Vorsitzenden des ägyptischen Militärrats, also der Instanz, die nach dem Sturz Mubaraks die Macht in Ägypten übernommen hat. Mohammed Hussein Tantawi war über elf Jahre lang Verteidigungsminister im Regime des ehemaligen Präsidenten. Er trägt die Hauptverantwortung für die Strafverfolgung der Polizisten und Sicherheitskräfte, die während der Proteste zum Anfang des Jahres mit äußerster Brutalität gegen die Demonstranten vorgingen.

Die Proteste begannen am Dienstag, in der Nacht auf Mittwoch erskalierte die Situation erstmals. Mehrere tausend Menschen, darunter zahlreiche Jugendliche, warfen Steine und Brandbomben auf die Sicherheitskräfte, die ihrerseits wiederum hart durchgriffen und mit Tränengas und Wasserwerfern gegen die Menge vorgingen. Immer wieder wurde auch von schweren Straßenschlachten zwischen Polizei und Demonstranten berichtet.

Ein Großteil der Menschen, die sich an den Protesten gegen die langsamen Ermittlungen gegen die Verantwortlichen der Gewalt während der Revolution in Ägypten beteiligten, sind offenbar Angehörige von damaligen Opfern der brutalen Gewalt durch die Polizei und die Sicherheitskräfte. Sie fordern Gerechtigkeit für die Toten und die Verwundeten und das möglichst bald. Die Täter sollen sich endlich vor Gericht für ihre Taten verantworten müssen.

Seit Dienstagabend wurden bei den Krawallen in Kairo mehr als 1000 Menschen verletzt. Knapp 150 davon so schwer, dass sie in Krankenhäuser gebracht und dort versorgt werden mussten. Unter den Verletzten sollen auch etwa 40 Polizisten und Sicherheitskräfte sein. Abdul Hameed Abasah, der stellvertretende Gesundheitsminister von Ägypten, berichtete außerdem von elf Ladengeschäften und achtzehn Autos, die bei den Zusammenstößen in Kairo beschädigt worden waren.